TV Illingen ab 1970 – Abteilung Leichtathletik

 

1970 erfolgt der Beitritt zur LG SAAR 70, damals bestehend aus den Vereinen TV Ottweiler, TV Wemmetsweiler und TuS Wiebelskirchen,  auch die TG Landweiler-Reden schloss sich wenig später an. Die 70er Jahre bilden den erfolgreichsten und von der Kameradschaft her wohl sonnigsten Abschnitt in der Geschichte der Abteilung. Neben Gerhard Ernwein, der mit dem Erreichen der Seniorenklasse in schöner Regelmäßigkeit jedes Jahr min­dSchaeferEvaestens einen Saarlandmeistertitel mit nach Hause bringt, treten jetzt zunehmend neue Namen in den Blickpunkt, allen voran Eva Schäfer (s. Foto, hinter ihr links Rosel Resch), ein Supertalent, das 1971 und 1973 jeweils dreifache Saarlandmeisterin werden kann (Kugel, Diskus, Speer), 1972 begnügte sich Eva mit dem Titel im Diskuswerfen. In dieser ihrer Paradedisziplin wirft sie mit 39,54m Landesrekord und schafft damit die Qualifikation für die Deutschen Junioren-meisterschaften. 1976 steht sie als Achte bei den Süddeutschen Meisterschaften auf dem Treppchen. 1974, 1975 und 1976 wird sie in die Saar­auswahl berufen, was 1974 auch Walther Rothenbusch (4x100m-Staffel) und 1974 und 1976 Georg Wettmann (3x1000m-Staffel) gelingt. Landesmeister werden Gudrun Schiwack und Ulrike Scherer mit der 3x800m-Staffel der LG SAAR 70. Achim Anschütz, eine Ausnahmeerscheinung im Mittel- und Langstreckenbereich, gewinnt zahl­reiche Meisterschaften und verbessert die Landesrekorde der Jugend A über 3000m und über 25km. Seine große Liebe sind jedoch die Crossläufe. Über 3000m wird Achim im Trikot der LG SAAR 70 noch Landesmeister, wechselt dann aber zu Saar 05. Was eine turnerische Grundausbildung wert ist, demonstriert Jörg Schröder durch seinen Mei­stertitel im Stabhochsprung. Margit Ernwein siegt im Fünfkampf beim Landesturnfest in Völklingen und stößt bei der Qualifikation für das Olympische Jugendlager sogar bis zum Bundesent­scheid in Berlin vor, wo sie erst gegen Endkampfteilnehmer der Deutschen Meisterschaften ausscheidet. Als Margits Bruder will Gerhard Ernwein da nicht abseits stehen: 1975 belegt er bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften über 100m den achten Platz, wird 1978 mit der 4x100m-Staffel der LG SAAR 70 in Hösbach (Bayern) Fünfter, schwingt sich mit 36 Jahren im Stabhochsprung auf die persönliche Rekordhöhe von 3,70m (Platz 6 in der Seniorenbestenliste des DLV) und läuft noch einmal 11,2s über 100m, was immerhin in dieser bundesweit am häufigsten absolvierten Diszi­plin Platz 18 in der Altersklasse M35 bedeutet.
Gegen Ende des Jahrzehnts taucht dann ein neuer Stern auf: Katja Scheit, die schnellste und sprungkräftigste Athletin des Saarlandes in ihrer Altersklasse. Katja läuft die 100m in 12,63s, im Weitsprung schafft sie 5,37m, was ihr die Berufung in die Saarauswahl beschert. Neben zahlrei­chen Einzeltiteln erkämpft sie mit der Mannschaft der LG SAAR 70 auch die Landesmeisterschaft im 4-Kampf. Hier glänzt auch Birgit König, die im 4-Kampf zeitweise sogar noch stärker ist als Katja.
Die 80er Jahre beginnen mit einem Rückgang der Mitgliederzahlen. Die Erfolge halten aber noch an: Katja Scheit wird Landesturnfestsiegerin in Neunkirchen, genau so wie Margit Ernwein, die 1982 den Kreisrekord im Siebenkampf der Frauen auf 3654 Punkte schraubt. Allmählich bahnt sich wieder ein Generationswechsel an. Dirk Altmeier, auch er vom Turnen kommend, zeigt sich als geborener Mehrkämpfer, der sich von Jahr zu Jahr steigert, Saarland­meister mit der Mannschaft der LG SAAR 70 wird, stets in fast allen Disziplinen des Zehnkampfs in der Bestenliste steht, die er 1990 im Fünfkampf anführt. Frank Gessner schraubt den Vereinsre­kord im Hochsprung auf 1,95m, Reiner Scherer und Roland Raber werden Kreismeister über 400 bzw.  800m. Neue Gesichter präsentieren sich unter altbekannten Namen: Claudia und Volker Ernwein, ebenfalls mit vereinsinternen Bestleistungen, mit Gau- und Landestiteln im Schüler­mehrkampf. Claudia steigert sich im Hochsprung auf 1,54m, was in der Bestenliste des SLB Platz 3 bedeutet.
1987 kommt es zu der lang herbeigesehnten Zusammenarbeit mit dem Jlltal-Gymnasium. Die später von höchster Warte geforderte Kooperation von Schule und Verein wird in Illingen vor­bildlich verwirklicht. Sportlehrer Wolfgang Weber nutzt mit seiner Neigungsgruppe Leichtathletik gern das Angebot des TVI, von dem beide Partner in hohem Maße profitieren: Die Leichtathleten des IGI werden in ihren Spezialdisziplinen von einem Team qualifizierter Übungsleiter betreut, und der  Verein hat dauerhaften Kontakt  zu  talentierten Jugendlichen.

clip_image002Eine besonders erfolgreiche Gruppe werden die Langläufer, die als „Illtal-Crossies“ nicht nur bei Schulwettkämpfen, sondern auch regelmäßig bei Volkslaufveranstaltungen  Furore machen. Zum Training der Jlltal-Crossies im Hosterwald  kommen „Stammgäste“ aus allen Winkeln der LG SAAR 70, beispielsweise Esther und Simone Herrig aus Ottweiler oder Christof Lorang aus Landsweiler. Der rege Trainingsbesuch rührt vor allem daher, dass sich viele Eltern oder ältere Geschwister nicht mit der Rolle des Chauffeurs begnügen, sondern selbst aktiv teilnehmen, oft als Führer eines „Crossie-Rudels“.  Jahrelang stellen bei allen Mannschaftswettkämpfen im Schüler- und Jugendbereich  die Illtal-Crossies das Gros der Mittel- und Langstreckler. Ob Christoph Hinsberger, Christoph Schröder, Stephan Schütz, Frank Meiser, Melanie Gemenig allesamt sind sie herausragende Sportler, die bei   Landesmeisterschaften auf dem obersten Treppchen stehen.

Training bei Wind und Wetter:  Illtal-Crossies

Erfreuliches gilt es auch aus anderen Bereichen zu berichten: Dirk Altmeier wird für seine Lei­stungen mit einer Einladung zur Vorausscheidung für das Olympische Jugendlager in Seoul belohnt. Stark auch die „Oldies“. Rosel Resch, immer noch blitzschnell, wird 1988 Saarlandmei­sterin mit der Staffel der LG SAAR 70. Bei den Deutschen Seniorenmeisterschaften in München wird Wolfgang Weber über 5000m in der Altersklasse M45 mit neuem Landesrekord (16:13,3min) Siebter. Die bestehenden Bestzeiten des SLB werden von ihm auf allen Strecken von 800m bis 5000m mehrfach verbessert, zurzeit hält er acht Landesrekorde. Als „Fußballinvalide“ erst  spät zur  Leichtathletik  gekommen, läuft er noch mit  48  Jahren Zeiten, die sich auch  bundesweit sehen lassen können, wie ein Blick in die DLV-Bestenliste des Jahres 1988 zeigt: 800m Platz 12 (2:06,56min), 1000m Platz 5 (2:41,60min), 1500m Platz 8 (4:18,71 min), 3000m Platz 15  (9:24,52min)  und  5000m Platz 30  (16:25,30min).

clip_image002[10]Defland Guidoi

Bild links: Zieleinlauf beim 10km-Lauf in Limbach 1984. Wolfgang Weber (Nr. 129) mit froher Miene, weil erstmals vor Guido Defland (Nr. 62) , dem Deutschen Meister im Crosslauf.
Bild rechts: Die lange Zeit unbesiegte 4x100m-Staffel der LG Saar 70 mit (v.l.) Rainer Bettinger, Winfried Dauster, Gerhard Ernwein und Jürgen Müller. 1988 lief das Quartett 47,04 Sekunden, rangierte im DLV auf Platz 10 der Altersklasse M 40.

Bei sechs Starts auf Deutschen Seniorenmeisterschaften kommt er im A-Lauf immer unter die ersten Sieben, wobei er seine beste Platzierung 1990 in Bad Homburg erreicht: Platz 4 über 1500m und Platz 5 über 800m. Auch Trainerkollege Gerhard Ern­wein nimmt weiterhin an Deutschen Seniorenmeisterschaften teil, immer noch –  wie 1989 in Lud­wigshafen – als unverzichtbare Stütze der lange Jahre im SLB ungeschlagenen 4x100m-Seni­orenstaffel der LG SAAR 70 und als „Solist“ über 100m, wo er im Endlauf Platz 7 erkämpft. 1989 wird nicht nur für die Oldies zu einem der erfolgreichsten Jahre überhaupt: Sylvia Riefer holt bei den Saarlandmeisterschaften im Ballwurf kräftig aus und lässt alle Konkurrentinnen hinter sich, und auch Stephan Schütz gibt hier allen Konkurrenten über 3000m das Nachsehen. Bei den Landes-Crossmeisterschaften setzen sich Christoph Hinsberger, Christoph Schröder und Melanie Gemenig mit den Teams der LG SAAR 70 vor das gesamte Feld. Landesrekorde erzielen Volker Ernwein im Blockmehrkampf Lauf, Tanja Blatter und Marion Dörr im Vierkampf der Schülerinnen A. Acht neue Kreisrekorde werden erzielt, die meisten mit den Mannschaften der LG SAAR 70, aber auch in den Einzeldisziplinen werden alte Bestmarken übertroffen, wie beispielsweise von Jochen Huppert im Kugelstoßen: Mit 11,41 m verbessert er den Rekord der Schüler B um stattli­che 106cm.

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Schüler und Schülerinnen B der LG Saar 70 im Jahr 1988: Hinten 2. v.l. Sylvia Riefer, vorne ganz links Stephan Schütz,  mit Sonnenbrille Kugelstoßrekordler Jochen Huppert

Wie ein Schock trifft es im Herbst 89 den Schülerbereich des TVI, dass wegen erzwungener Spar­maßnahmen und aus stundenplantechnischen Gründen ausgerechnet die so erfolgreiche Nei­gungsgruppe Leichtathletik gestrichen wird, was zum Rückzug des maßlos enttäuschten Wolfgang Weber führt. Erfolgsmeldungen gibt es dennoch auch im Jahr 1990: D5Stefanie Hinsberger und ihren Kameradinnen von der LG SAAR 70 gelingt die erneute Verbesserung des Kreisrekordes im 4-Kampf, und Stephan Schütz führt über 3000m in 10:58,17min die SLB-Bestenliste der Schülerklasse M 14 an. Zusammen mit seinem TVI-Kameraden  Frank Meiser (vorne auf dem Foto links) und mit Timo Schweda (Mitte) von der TG Landswei­ler-Reden läuft er 1992 mit der  3x1000m-Staffel der LG Saar 70 nicht nur überlegen zum Landestitel, sondern auch neuen Kreisrekord. Mit 8:41,76min, was bundesweit Platz 10  bedeutet, wird der alte Landesrekord nur um einige Zehntelsekunden verfehlt. Mehr Glück hat Margit Ern­wein bei den Seniorinnen: Sie wirft den Speer bei der DAMM in Rehlingen so weit wie noch keine Saarländerin ihrer Altersklasse zuvor.

1992 tritt Margit Ernwein als Trainerin und Abteilungsleiterin die Nachfolge ihres Bruders Gerhard an und hat durch ihre solide Aufbauarbeit bei Schülerinnen und Schülern schnell Erfolg. Noch stechen 1992 die alten Asse: Wolfgang Weber wird Landesmeister über 800m, 1500m und in der 4x100m-Staffel der LG SAAR 70, Gerhard Ernwein mit der LG-Mannschaft der Senioren, Rosel Resch und Michael  Becker  mit  den  jeweiligen  5-Kampfmannschaften.  

Stolze Vizemeister werden Frank Meiser über 3000m der Jugend B und Ines Kraus im Hochsprung der Schülerinnen W11. Erfreulich auch, dass der Nachwuchs nachdrängt: Die Schülerinnen und Schüler des TVI erkämp­fen insgesamt 20 Kreismeistertitel, davon Stefanie Ernwein allein 7. Daneben siegen weitere ganz junge Talente: Tim Kraus (Dreikampf), Verena Müller (800m), Carsten Scherer (Hochsprung und 4x50m). Weiter in der Erfolgsspur auch Frank Meiser (800m, 3000m und 5000m), Stephan Schütz (Cross, 1000m) und Stefanie Hinsberger mit der Sprintstaffel der LG SAAR 70.
Auch 1993 erweisen sich die Hoffnungsträger des TVI als eifrige Punktesammler der LG Saar 70, was nicht weniger als 25 Kreismeistertitel eindrucksvoll unterstreichen. Neben den bereits erwähnten Namen tauchen neue auf: Manuela Niedermeier, Eva Hoffmann, Angela Scherer, Jens Schüller, Matthias Hahnen, Jürgen Rachor, Thomas Schreiner,  Oliver Krein  und  Johannes Boh­len.  Frank Meiser und Stephan Schütz, inzwischen mit ehrenvoller Berufung in die Saarauswahl, holen sich den letzten Schliff bei Helmut Schu auf der neuen Tartanbahn in Ottweiler. Beide unter­mauern ihre Spitzenposition im SLB: Frank wird Landesmeister über 800m und in der 4x100m-Staf­fel, und auch über 1000m, 1500m und 3000m führt er die Bestenliste an; Stephan ist bester Saar­Iänder seiner Altersklasse über 5000m und im 7,5km-Straßenlauf, wo seine Zeit von 26:53min auch Kreisrekord bedeutet.
Solche Leistungen geben Anlass zu berechtigtem Optimismus. Der gründet vor allem in der Arbeit eines Trainer-Trios: Als Verstärkung von Margit Ernwein ist Wolfgang Weber mit seinen Talenten vom Jlltal-Gymnasium zurückgekehrt, wo (hoffentlich für längere Zeit) wieder eine Nei­gungsgruppe Leichtathletik genehmigt wurde. Und beiden steht mit Ursula Schröter vom TV Wemmetsweiler eine engagierte und sehr erfahrene Trainerin zur Seite.

Foto unten: TVI- Hoffnungsträger Mitte der 90er Jahre

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hintere Reihe: Michael Resch,  Christine Werkle, Stefanie Ernwein und Ines Kraus
Vordere Reihe: Konstantin
und Alexander Weber, Carsten Tinnes und Marc Strauß.

Die Vier vom TVI hatten gerade im Trikot der LG Saar 70 einen Kreisrekord über 4×50 Meter gelaufen. Nur Alexander war „reiner“ Leichtathlet, die anderen waren „hauptamtlich“ sehr erfolgreiche Fußballer. Trotzdem waren sie immer zur Stelle, wenn man sie brauchte.

                                                                                                                 Gerhard Ernwein/Wolfgang Weber

Geschrieben von wolfiweber

10. März 2011 um 17:02