Louisa Grauvogel vom TV Ottweiler, Vorzeigeathletin der LG Saar 70, zu der ja auch der TVI gehört, wurde im 7-Kampf voriges Jahr im amerikanischen Eugene Fünfte der U20-Weltmeisterschaft. Jetzt glückte ihr bei der Europameisterschaft im schwedischen Eskilstuna der Sprung aufs Siegertreppchen. Damit hat sie wesentlichen Anteil am guten Abschneiden der deutschen U20, die hinter Russland in der Mannschaftswertung Zweiter wurde. Hier Louisas Bericht:
Zunächst hat der Wettkampf mit zwei super „personal bests“ angefangen (13,71 Sekunden über 100 Meter Hürden = deutsche Jahresbestleistung und 1,74 Meter im Hochsprung), womit ich nicht unbedingt gerechnet hatte.
Beim Kugelstoßen kam dann leider ein ziemlicher Dämpfer. Ich bin mit den regnerischen Bedingungen und den wenigen Einstoßversuchen überhaupt nicht zurechtgekommen und konnte meine bisher erbrachten Trainings- und Wettkampfleistungen von rund 12,50 Metern nicht abrufen – am Ende hatte ich lächerliche 11,23 Meter auf dem Konto. Was da mit mir los war, habe ich selbst nicht verstanden, aber das gilt es jetzt im Nachhinein zu analysieren.
Die 200 Meter und der Speerwurf waren im Rahmen, allerdings folgte mit dem Weitsprung die nächste Zitterpartie: Probleme mit dem Anlauf und starker Gegenwind sorgten dafür, dass ich das Brett kein einziges Mal richtig traf. Beim Einspringen hatte ich Sprünge um die 6 Meter; das ernüchternde Wettkampfresultat: 5,60 Meter.
Nach dem Weitsprung fiel ich vom Silberrang erst einmal auf Platz 4 zurück. Mit dem Speerwurf kehrte ich dann vor dem abschließenden 800 Meter-Rennen nochmal auf Platz 2 zurück. Mein Pech: Ich hatte mir in der Woche zuvor einen Infekt eingefangen. Der hat mich im Vorfeld sowohl physisch als auch psychisch belastet, machte mir auch während der beiden Wettkampftage zu schaffen.
Am Start des 800 Meter-Laufs wusste ich dann, dass ich Bestzeit laufen musste, um die Silbermedaille zu verteidigen. Das ist mir unter den geschilderten Umständen leider nicht gelungen, ich kam aber mit 2:18.09 Minuten nahe an meine Bestzeit von 2:17.4 Minuten heran.
Insgesamt war es für mich einer der schönsten, aber auch einer der schlimmsten 7-Kämpfe, die ich je bestritt. Ich war 2 Tage morgens von halb 9 bis abends um halb 8 im Stadion und musste permanent Spannung und Konzentration aufrecht erhalten. Das war eine ganz schöne Herausforderung, vor allem nach den Disziplinen, die nicht so gut liefen. Ich habe mich natürlich über die rund 200 verschenken Punkte, die sicher Silber bedeutet hätten, geärgert, bin aber dennoch mit dem Endergebnis von 5704 Punkten (erneute Erfüllung der B-Kadernorm) sehr zufrieden. Natürlich hatte ich von mehr geträumt als von Bronze, schließlich war ich mit 5747 Punkten angereist, dem Bestwert aller Athletinnen. Aber auch bei optimalem Verlauf hätte ich gegen die Schweizerin Caroline Agnou keine Chance gehabt: Caroline schaffte sensationelle 6123 Punkte!
Jedenfalls bin ich entschlossen, den Weg Richtung Leistungssport mit dem Eintritt in die Erwachsenenklasse fortzusetzen. Nächstes Jahr steht dann das Abitur an, das den Weg für ein Medizinstudium bereiten soll. Alles andere lasse ich jetzt in Ruhe auf mich zukommen und freue mich erst einmal auf Urlaub mit Freunden und Familie.
Unten der 800m-Lauf, Siegerin Caroline Agnou neben Louisa ganz links. Alle Fotos wurden von Darrell Tuxford gemacht, einem Amerikaner. Er hat aber wie seine Tochter Kristin auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Kristin startete in Eskilstuna ebenfalls im 7-Kampf, wurde am Ende Neunte. Unten rechts Louisa und Kristin. Optimieren der Fotos durch Anklicken!